Band 4 (1933 - 1945)

Dieser vierte Band beinhaltet das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte - die Zeit des Nationalsozialismus. Es bleibt ein Phänomen, in welch’ atemberaubenden Tempo es den neuen Machthabern nach dem  30. Januar 1933 gelang, die demokratischen Strukturen der Weimarer Republik zu beseitigen, oppositionelle politische Parteien auszuschalten und Regimegegner ins Exil zu treiben, in ersten improvisierten Konzentrationslagern zu inhaftieren oder ‚mundtot‘ zu machen.

Nahezu zeitgleich setzten auch Repressionen gegenüber der jüdischen Bevölkerung und anderen missliebigen Bürgern ein, zudem verloren bereits 1933 viele Staatsbedienstete mit jüdischen Wurzeln ihre Arbeit und damit ihre bürgerliche Existenz. Selbst innerparteiliche Gegner konnten nicht mit Nachsicht rechnen, wenn sich das ‚System Hitler’ bedroht fühlte. Das widerfuhr Mitte 1934 der SA-Leitung unter Ernst Röhm.

Der 1. Mai wurde zwar als „Tag der (nationalen) Arbeit“ 1933 gesetzlicher Feiertag und mit einer großen Kund-gebung und Hitler als Hauptredner auf dem Tempelhofer Feld in Berlin gefeiert. Das verhinderte aber nicht die Gleichschaltung der Gewerkschaften am nächsten Tag mit der Stürmung der Gewerkschaftshäuser. Praktisch allen gesellschaftlich relevanten Gruppen erging es bald ähnlich. Auch die Justiz wurde schnell für die Ziele der NSDAP instrumentalisiert.

Die Arbeitsmarktzahlen entwickelten sich positiv, obwohl sich eine Trendwende bereits Ende 1932 abzeichnete, also noch vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Anschließende Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Niedriglohnsektor beförderten diese Tendenz ebenso wie zusätzliche Rüstungsaufträge. Ab 1936 setzte ein Facharbeitermangel ein, spätestens 1938 herrschte Vollbeschäftigung. Trotzdem konnten die Arbeitnehmer keine größeren Lohnerhöhungen durchsetzen.

In Berlin und seinem Umland siedelten sich ab 1934 bald sehr leistungsfähige Betriebe für die Militärluftfahrt an. Von den Rüstungsaufträgen profitierten natürlich ebenso die bereits ansässigen Unternehmen im Elektro-, Metall-, Textil- und Baubereich. Der Boom hielt bis 1943 an. Im gesamten Reich ersetzten während des Krieges Millionen von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen die einheimischen Arbeitskräfte, die zur Wehrmacht einberufen wurden.

In der Reichshauptstadt wurde viel gebaut. Das trug jedoch nur wenig dazu bei, den bestehenden und wieder zunehmenden Wohnungsmangel zu lindern, denn die Zahl der neu gebauten Wohneinheiten von 1934 bis 1942 betrug weniger als 52 % des Neubauprogramms von 1925 bis 1933. Dafür entstanden zahlreiche Repräsentations-bauten, Kasernen, Bunkeranlagen und Flaktürme. Die gigantischen Pläne zum Umbau der Stadt zur ‚Welthaupt-stadt Germania‘ blieben - von wenigen Ansätzen abgesehen - ein nicht realisierter Wunschtraum des NS-Regimes.

Mit der Verabschiedung der „Nürnberger Gesetze“ 1935 erhielt die Entrechtung des jüdischen Teils der Bevöl-kerung (1933 waren das über 160.000 Menschen) eine neue Dimension, denn ihnen wurde fortan die bürgerliche Gleichberechtigung verwehrt. In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 eskalierte die Situation weiter, da in dieser Nacht enthemmte Anhänger des NS-Regimes viele jüdische Geschäfte plünderten und/oder zerstörten, Wohnungen demolierten, Synagogen anzündeten und Friedhöfe schändeten. Bis zum Kriegsbeginn 1939 hatte sich in Berlin die Zahl der hier lebenden Juden um mehr als die Hälfte verringert. Systematische Deportationen der Berliner Juden nach Osteuropa (häufig in Vernichtungslager) begannen am 18. Oktober 1941. Kaum mehr als 5.000 jüdische Mitbürger überlebten die NS-Zeit in der Stadt im Untergrund. Nicht nur Juden fielen den wahnhaften Ideen der Herrschenden zum Opfer, sondern u.a. auch Sinti und Roma, Behinderte und Kranke, die im Rahmen der Euthanasieprogramme getötet wurden.

Daneben erscheinen die materiellen Schäden für Berlin von eher untergeordneter Bedeutung, obwohl von den mehr als 1,5 Millionen Wohnungen nicht einmal 25 % unbeschädigt blieben, während 30 % des Gebäudebestan-des als Totalschaden oder schwer beschädigt eingestuft werden mussten. Gravierende Schäden verzeichnete auch die Infrastruktur im öffentlichen Personennahverkehr, bei der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie der Gas- und Stromproduktion. 

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Hinweise zu den Fotos (von links nach rechts und von oben nach unten):

• Empfangsgebäude des ehemaligen Flughafens Tempelhof

• Doppeldecker Bü D 38

• Ehemaliges der Elektro-Apparate-Werke in der Straße An den Treptowers

• Potsdamer Platz 1945 (Postkarte)

• Olympiastadion

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 © Peter Baumgart, V5,  2022